Dienstag, 26. März 2013
Rund um das Ringen nach Worten bei Bewerbungsanschreiben
Aufgrund meiner Arbeit als Jobcoach und Dozentin habe ich täglich mit allen Fragen zum Thema Bewerbung, insbesondere mit Fragen zum Anschreiben, zu tun. Natürlich surfe ich auch gerne auf allen möglichen (und manchmal sogar „unmöglichen“ :-) ) Seiten im „Netz“ zu Bewerbungsanschreiben, Musteranschreiben, Bewerbungsgestaltung, Fragen im Vorstellungsgespräch etc. pp.

Zur Vereinfachung und Erleichterung beim Lesen benutze ich – die Schreiberin :-) – lediglich ab sofort die männliche Form der „Anrede“. Selbstverständlich stellt dies keine Diskriminierung dar! Außerdem werde ich bei Gelegenheit einfach duzen … .
„Männer und Frauen sind gleichberechtigt“ (Art. 3 Abs. 2 Satz 1 Grundgesetz)

Wie jeder Job-Suchende weiß, gibt es bereits unzählige Anbieter, Bücher, Foren, Blogs und allgemeine Tipps im Netz. Warum nun noch ein weiterer Blog zu diesem Thema?

Ganz einfach deshalb:
Bewerbungen sind individuell!!!

1. Mich nerven daher vor allem Musteranschreiben, denn die bringen (eigentlich) nichts.
2. Bewerbungsanbieter (professionelle Jobcoaching-Anbieter) möchten selbstverständlich einen finanziellen Ausgleich für ihre Bemühungen. Allerdings wurde ich auch bereits durch die eine oder andere kostenpflichtig gestaltete Bewerbungsmappe in meinem (geradezu unerschütterlichen) Glauben in die Tätigkeit von Kollegen erschüttert.
3. Bücher wiederum sind ebenfalls allgemein gehalten und
4. in Foren werden wiederum sehr persönliche Erfahrungen widergespiegelt, die sicher in dem einen oder anderen Fall erfolgreich sind/waren – andere Suchende aber frustrieren oder aufgrund von Verweisen auf allgemein gehaltene Seiten/Literatur nicht zielführend sind/sein können.

Nein! Ich schreibe jetzt nicht für jeden Leser kostenlos tolle Bewerbungen, die garantiert zur Einstellung führen. :-)

Ja! Ich möchte Wege aufzeigen, die individuell nutzbar(er) sind und die Chancen, mit der individuell gestaltet Bewerbung erfolgreich zu sein, erhöhen.

Jedoch:

„Dieser Weg wird kein leichter sein“ (Xavier Naidoo)

Als ehemalige Personalleiterin sowie als Jobcoach (Berater) bin ich bei Bewerbungsanschreiben immer wieder auf langatmige und sinnlose Einleitungen gestoßen (und stoße leider noch immer wieder), wie z. B.:

„Ihre Stellenanzeige in der XYZ-Zeitung (auf der Jobbörse der Bundesarbeitsagentur bzw. andere Jobportale) fand ich sehr interessant, weshalb ich mich hiermit darauf als ABC-Mitarbeiter bewerbe. Aufgrund meiner langjährigen Berufserfahrung bin ich mir sicher, Sie gut/tatkräftig/zukünftig unterstützen zu können.“

Nach dieser Einleitung erhalte ich zumeist eine Zusammenfassung des (individuellen) Lebenslaufs, z. B.:

„Bis zum 28.02.XX war ich als ABC-Mitarbeiter bei der Firma O tätig. Zu meinen Hauptaufgaben gehörten …., …., …. und …. Davor war ich 5 Jahre als C-Mitarbeiter bei der
Firma P beschäftigt. Usw.“

Die geforderten Soft Skills („weiche Fähigkeiten“) werden dann für das „untere Drittel“ zumeist vom Stellenangebot abgeschrieben, wie z. B.:

„Selbstverständlich bin ich teamfähig, flexibel und verfüge über eine gute Auffassungsgabe/Lernbereitschaft.“

Als Abschluss erfolgen die Hoffnung auf ein persönliches Gespräch sowie der Gruß.

Lieber Leser, stell dir vor, du bist Personalverantwortlicher und liest Hunderte von diesen Anschreiben. Wie hoch ist deine Motivation noch weitere zu lesen?

Zunächst einmal:

Es soll doch wohl selbstverständlich sein, dass der Bewerber das ausgesuchte Stellenangebot interessant findet. Er hätte sich doch ansonsten nicht beworben, oder? Wo er die Stellenausschreibung gefunden hat, gehört kurz und knapp unter die fette sog. Betreffzeile, also wie folgt:

Bewerbung als ABC-Mitarbeiter (evtl. Filiale und/oder Verfügbarkeit, wenn mehrere Arbeitsorte und Arbeitszeitmöglichkeiten im Stellenangebot angegeben wurden)
Referenz-Nr.: 10000-1089764321-S (dann weiß der Empfänger „aha, Jobbörse“)

Dieses sonderbare „hiermit“ bitte weglassen. Die Bewerbungsunterlagen wurden doch gesendet, also womit sonst sollte sich ein Bewerber bewerben?

Wenn (zwingende) Voraussetzung „Berufserfahrung im ABC-Bereich“ ist, warum dann nicht gleich mit den individuellen Qualitäten punkten?

Der Lebenslauf ist Anlage der Bewerbungsmappe. Das (nochmalige) Darstellen als Aufzählung im Anschreiben ist einschläfernd.

Und zu den persönlichen Stärken sollte doch jedem ein bisschen eigenes und mehr einfallen als die (abgeschriebenen) Anforderungen des Stellenangebots.

***
(wird fortgeführt)

... link (0 Kommentare)   ... comment